Die polnische Stadt Wrocław war unter dem Namen Breslau über Jahrhunderte mehrheitlich deutschsprachig und gehörte zu den Habsburgern und Hohenzollern, zu Österreich-Ungarn und Preußen. Seit dem Mittelalter stets mit einer großen jüdischen Gemeinde und Kultur, zu erleben auf dem alten jüdischen Friedhof. Ein Friedhof, der heute als Museum der Friedhofskunst Teil des Stadtmuseums von Wrocław ist und für 7 Złoty besichtigt werden kann. Die Tickets gibt es bei einer Dame am Eingang, die nebenbei Stadtführer und Ansichtskarten anbietet.
Es ist nicht nur die Sprache, die auf vielen Grabsteinen von deutscher Kultur zeugt, es sind auch die Werte, die eingemeißelt wurden. Auf dem Stein einer Frau lesen wir ein Gedicht mit der Zeile: Nur für deiner Lieben Glück / Gingst du auf des Lebens Wegen… Und auf der Grabplatte eines Mannes steht: Er hat stets seine Pflicht getan. Bis die Nazis kamen und meinten, Menschen jüdischen Glaubens würden nicht zur deutschen Kultur gehören. Bis die Nazis die letzten Juden aus der Stadt deportierten und den Friedhof 1942 schlossen.
Seit dem zweiten Weltkrieg nutzt die jetzt kleine jüdische Gemeinde von Wrocław den neuen jüdischen Friedhof. Der alte war lange vergessen und wurde erst dreißig Jahre später wiederentdeckt, unter Denkmalschutz gestellt und behutsam restauriert. Viele der 12000 Grabstellen sind von Efeu und Farnen überwuchert. Ein verwildernder Garten, Refugium für Vögel und Käfer, Insekten und Nager. Und für uns ein Streifzug zu Daten und Zitaten vergangener Leben. Malerisch, trotz allem.