Bauhaus Dessau

Das Bauhaus Dessau entsteht ab 1925 als Neubau nach Plänen von Walter Gropius. Eine Schule, die Kunst und Handwerk zusammenführt und Heimstätte der Avantgarde der Klassischen Moderne wird. Neben Gropius kommen alle Formmeister außer Gerhard Marcks von Thüringen mit in den Freistaat Anhalt. Die Architektur wird jetzt als Schwerpunkt hervorgehoben und neben den Werkstätten gibt es bald eine freie künstlerische Ausbildung in den Malklassen von Klee und Kandinsky. Die Werkstatt für Druck und Reklame, die Tischlerei und die Werkstätten für Metall, Weberei, Wandmalerei, Plastik und Bühne sollen als Laboratorien zur Herstellung von Modellen für die Industrie dienen.

Die Gebäude zeigen heute die originale Architektur und Ausstattung, nachdem sie 1979 und 1996-2006 renoviert wurden. Die völlig aus Glas und ohne Unterbrechung über drei Etagen gebildete Wand des Werkstattbereiches war zur Zeit des Neubaus eine architektonische Sensation.

Im gesamten Gebäude wird die Transparenz durch die vielen Glaselemente hervorgehoben. Auch die Gänge und Treppenhäuser, die die fünf Gebäudekomplexe verbinden, öffnen sich dem Außen und lassen großflächig Licht einströmen. Im Zuge der Entwicklung wurden einige Ateliers zu Klassenräumen umgestaltet, um dem theoretischen Unterricht mehr Gewicht zu geben. 
Die funktionale Architektur des hier angewandten internationalen Stils setze im Bauhaus Dessau neue Maßstäbe, die auch 100 Jahre nach ihrer Entstehung weiter relevant sind. Und es gab seitdem keinen neuen architektonischen Stil, der so radikal mit den vorausgegangenen Vorstellungen brach. 

Walter Gropius tritt 1928 vom Posten des Direktors zurück, um in Berlin als Architekt zu arbeiten. Zu seinem Nachfolger wird Hannes Meyer berufen, der zuvor bereits die Architekturabteilunge am Bauhaus Dessau leitete. Doch den erstarkenden Nationalsozialisten passt die kommunistische Orientierung Meyers nicht. Er wird zwei Jahre später abberufen und Ludwig Mies van der Rohe zum dritten Direktor ernannt. Dann wird der Antrag der NSDAP im Gemeinderat Dessau, den Lehrbetrieb einzustellen, 1932 angenommen und es wird gedroht, die Gebäude abzureißen. Mies van der Rohe wechselt mit vielen Lehrkräften und Studierenden nach Berlin.

In Dessau werden die stehen gebliebenen Gebäude im Krieg beschädigt. Während der Demokratischen Republik wird der Komplex vom Amt für Industrielle Formgestaltung als Bildungszentrum genutzt. Heute dient ein Großteil der Gebäude dazu, das Erbe des Bauhauses durch die 1994 gegründete Stiftung Bauhaus Dessau zu bewahren und seine Ideen lebendig zu halten.