1895 gründete Tomas Bata als Sprössling einer traditionellen Schuhmacherfamilie das Bata-Werk in Zlin. Er hatte die Vision einer industriellen Fertigung in funktionalen Gebäuden und engagierte führende Architekten wie Jan Kotera und Frantisek Lydie Gahura mit der Realisierung. Sie schufen mit ihrer Architektur die weltweit erste funktionalistische Stadt. Zlin wuchs schnell von 5000 auf 45000 Einwohner:innen und Bata stieg in der Schuhfabrikation zum Weltmarktführer auf. Der Konzern expandierte in Europa, Nordamerika, Asien und Nordafrika. Derweil realisierte der Architekt Vladimir Karfik mit dem Verwaltungsgebäude von Bata das erste Hochhaus Europas.
Tomas Bata sollte dieses Gebäude nicht mehr erleben. Er stürzte 1932 mit seinem Privatflugzeug in der Nähe von Zlin in den Tod. Der Konzern wurde von seinem Bruder Jan Antonin übernommen und vom Sohn Tomas Batas nach der Verstaatlichung des Unternehmens in der Tschechoslowakei weiter in Kanada geführt. Die Fabrikation kehrte nie wieder zurück nach Zlin. Doch die Stadt beruft sich heute stolz auf das Erbe von Tomas Bata.
Nachdem das Verwaltungsgebäude vor zwanzig Jahren saniert und vieles in den Originalzustand versetzt wurde, zogen das Finanzamt und die Regionalverwaltung ein. Durch die funktionale Architektur zeigt es sich nach wie vor äußerst modern. Nur Details wie der Paternoster verraten eine andere Epoche.
Die hochwertig ausgestattete Etage auf Level 8 präsentiert am Ende des Flurs Büsten von Tomas und Jan Antonin Bata.
Eine Besonderheit des Gebäudes ist die Planung des Büros der Geschäftsführung, das im Fahrstuhlschacht des linken Gebäudeflügels untergebracht wurde. Die Idee war, das der Chef mit seinem Büro in jede Etage fahren kann, um dort mit den Mitarbeiter:innen in Kontakt zu treten. Das Büro könnte noch immer von Etage zu Etage fahren, hat aber inzwischen musealen Charakter und ist Teil einer Ausstellung im Bata-Hochhaus.
Das Werksgelände wird heute von mehr als 60 Firmen genutzt – von industriellen Produzenten bis hin zu modernen Dienstleistern. Überall auf dem Gelände wird gewerkelt. Neben Brachflächen öffnen sich Türen, die den Blick auf Produktionsstätten und Lagerhallen freigeben. Fenster öffnen sich der Sommerfrische, Arbeiter:innen verbringen ihre Pause auf schmalen Grünstreifen. Dahinter verschmutzt ein qualmendes Kohlekraftwerk, das den Großteil der Gebäude mit Fernwärme versorgt.
In den 2001 renovierten Gebäuden befindet sich die technische Fakultät der Tomas Bata Universität. Auf ihrer Homepage werben sie mit einem Slogan des Namensgebers: Nichts ist für eine entschlossene und sachkundige Person unmöglich.
Für die Stadt bleibt Tomas Bata, der zwischen 1923 und 1932 auch Bürgermeister von Zlin war, eine zentrale Figur. Nach seinem Flugzeugabsturz wurde er auf dem Waldfriedhof Zlin beigesetzt.
Neben dem Werksgelände entstanden Siedlungen, ein Krankenhaus, Schulen, ein Warenhaus und das damals größten Kino Europas. Doch davon mehr in einem nächsten Beitrag.