In den schmalen Gassen des Viertels Koenjiminami nähern wir uns dem House NA von Sou Fujimoto. Bald sehen wir das 2010 gebaute Wohnhaus aus dünnen Streben, Glaswänden und Plateaus auf verschiedenen Ebenen. Es ist äußerst offen gestaltet und erinnert in der Struktur an einen Baum mit Nistplätzen. Das Nest – eine von Fujimoto gern genutzte architektonische Urform.
Die Durchlässigkeit des Baus macht das Innen immer auch zum Außen. Und die Umgebung wird wiederum ins Haus eingebunden. Heute sind viele Sichtachsen durch Vorhänge unterbrochen, die Ein- und Ausblicke beschränken. Diese Notwendigkeit verdeutlicht, dass es nur schwer möglich ist, in einem permanent offenen Raum zu leben. So bleibt das House NA ein Versuch und eine baukünstlerische Anordnung, die für den Alltag nur bedingt geeignet scheint.
Ähnlich experimentell ist das Garden & House von Ryue Nishizawa. Im Stadtteil Hatchobori baute das Team um den SANAA-Architekten 2011 ein fünfstöckiges Wohnhaus zwischen zwei sehr viel höheren Wohn- und Bürobauten. Jede Ebene hat eine kleine Terrasse, die konzeptionell mit Topfpflanzen bestückt ist. Der kleine Vorgarten zieht sich so optisch über alle Etagen und verbindet die Stockwerke. Von außen betrachtet ist das Haus fast nur Pflanze – eine Verbindung zum und ein Schutz vor dem Außenraum.
Die dahinter liegenden schmalen Räume werden durch offene, geschwungene Treppen verbunden. Dazu schaffen geschosshohe Verglasungen Öffnungen nach außen, die – ebenso wie im House NA – durch Vorhänge unterbrochen werden können. Ein Schutz des Privaten vor dem Öffentlichen im gebauten Zeitgeist.