Ab 1860 kamen vermehrt deutsche Auswander*innen nach San Antonio, um südlich des Zentrums einen neuen Stadtteil aufzubauen. Der erste dieser Siedler war der 1832 in Düsseldorf geborene Rechtsanwalt Ernst Hermann Altgelt. Er nannte die Hauptstraße des neuen Viertels nach Wilhelm I., König von Preußen und schon bald kannte man das ganze Viertel unter der Bezeichnung König Wilhelm Nachbarschaft.
Dem ersten Siedler folgten weitere gut situierte Familien wie die des 1829 bei Wuppertal geborenen und durch den Holzhandel zu Reichtum gekommenen Edward Steves (eigentlich: Schlippes) und die des Bankiers Karl Wilhelm August Groos, 1830 in der Nähe von Wiesbaden geboren. Alle ließen sich von den besten Architekten prächtige Villen im wilhelminischen bzw. viktorianischen Stil bauen. Sie waren Mitglieder des Turn- und Schützenvereins und des Casino Clubs, einem sozialen Zentrum mit altem deutschem Flair.
Nachdem die USA 1917 in den ersten Weltkrieg eintrat und Deutschland zum Feind erklärte, wurde die König Wilhelm Straße in Pershing Avenue umbenannt. Später wurde die noch heute gebrauchte Bezeichnung King William District eingeführt. Ab den 1920er Jahren verließen die Erben der Gründergeneration zunehmend das Viertel und die Villen wurden in erschwingliche Wohnungen und Pensionen umgebaut. Da man die Pflege der Gebäude vernachlässigte, kam es zu Leerstand.
Durch das Engagement des Bürgermeisters und Sammlers Walter Nold Mathis wurde das Viertel ab Ende der 1960er Jahre wieder aufgewertet. Er kaufte und restaurierte die zu Beginn dieses Beitrages gezeigte Villa Finale. In der Folge kaufte er weitere Häuser, ließ diese renovieren und half Familien, die das historische Erbe erhalten wollten, beim Erwerb der Immobilien.
Das Anwesen von Edward und Johanna Steves wurde 1952 von ihren Enkeln der San Antonio Conservation Society vermacht. Die Villa Finale von Mathis ging nach seinem Tod an den National Trust for Historic Preservation. Heute bilden beide Häuser zusammen ein historisches Museen als Villa Finale Museum & Gardens.