Es brauchte sechzig Jahre, bis nach Ende des zweiten Weltkrieges ein zentrales Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichtet wurde. Und es brauchte die Aufforderungen aus dem Ausland, die uns Deutschen nach der Wiedervereinigung auftrugen, sich unserer Schuld in einem deutlichen Zeichen zu stellen. Es brauchte das Zeichen als Bekenntnis, dass Deutschland nie wieder ein Großdeutschland anstrebt. 2711 Betonstelen, in der Fläche 2,38 m × 95 cm und bis zu 4,20 m hoch. Hier im Zentrum von Berlin, auf dem Grundstück, auf dem einst Goebbels Stadtvilla stand.
Der zunächst kontrovers diskutierte Entwurf Peter Eisenmans wird nach seiner Realisierung akzeptiert und gewürdigt. Und es stellen sich Fragen nach der Bedeutung. Fragen nach Grabsteinen oder Sarkophagen und nach dem Umgang mit einem Ort des Gedenkens, der auch ein Ort der Begegnung ist. Eisenman prophezeite richtig, dass Menschen in dem Feld picknicken werden; Kinder werden hier Fangen spielen und es wird Mannequins geben, die in dem Feld posieren.
Und es gibt hier die Möglichkeit der Besinnung. Wenn ich am Rand des Feldes stehe, nehme ich die Wellenbewegung der miteinander wogenden Oberflächen wahr. Je weiter ich mich dem Inneren des Feldes nähere, je höher wachsen die Stelen über mich hinaus und ich entschwinde dem akustischen und optischen Trubel der Stadt. Die Begegnung mit anderen wird seltener und vorsichtiger. Hier ist jede:r plötzlich auf sich selbst geworfen, verletzlich.
Das Mahnmal ist zu einem zentralen Ort des Tourismus geworden und gehört heute zu den zehn wichtigsten Sehenswürdigkeiten Berlins. Nicht zuletzt für diejenigen, deren Angehörige oder Vorfahren von den Nationalsozialisten ermordet wurden und die hier einen Ort des Gedenkens finden.