Weiße Stadt nennt sich ein Stadtteil von Tel Aviv, in dem seit 1930 Häuser im Bauhaus- und Internationalen Stil gebaut wurden. Im Zentrum dieses Stadtteils befindet sich der Dizengoff Platz – später umgebaut und mit einer kinetischen Brunnenskulptur des Künstlers Yaacov Agam versehen.
In die noch junge, erst 1909 gegründete Stadt kamen in den 1930er Jahren vermehrt Juden aus Deutschland, denen dort eine Ausübung ihres Berufes zunächst erschwert und dann nicht mehr möglich war. Darunter auch Schüler*innen des Bauhauses, wie der Architekt Arieh Sharon.
Im britischen Mandatsgebiet Palästina wurden die jungen Architekt*innen für den Aufbau des jüdischen Staates benötigt. Und es wurde mehr Wohnraum gebraucht als zunächst geplant: aus Nazi-Deutschland und dann aus ganz Europa trafen immer mehr Flüchtlinge ein.
Arieh Sharon wurde zu einem der maßgeblichen Architekt*innen und erhielt später den Beinamen Vater der Israelischen Architektur.
Den Masterplan der Stadt entwarf der schottische Stadtplaner Patrick Geddes. Er war offen für unterschiedliche Baustile, die von den Architekt*innen verwirklicht wurden. Darunter ein funktionaler Stil des Bauhauses oder die gekurvten Fassaden und runden Balkone, die wir eher mit Erich Mendelsohn verbinden. Bei unserem Besuch sehen wir Neubauten, die noch heute diese Stilelemente anwenden.
Insgesamt ist Tel Aviv eine von der architektonischen Moderne geprägte Stadt. Bei den Bauten zeigt sich allerdings, dass sie dem permanenten Einfluss der feucht-heißen Meeresluft nicht standhalten. Wenn sie nicht gepflegt werden, bröckeln die Fassaden, laufen in einer graubraunen Farbe an und das Eisen im Beton korrodiert. Dies wird auch auf fehlende Erfahrungen der meist jungen Architekt*innen zurückgeführt.
Zum Bestand der Weißen Stadt im Zentrum von Tel Aviv zählen über 4000 Gebäude, von denen heute viele renoviert werden. Diese weltweit größte Bündelung von Häusern im Bauhaus- und Internationalen Stil wurde 2003 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Seit 2000 widmet sich das Bauhaus Center Tel Aviv dem architektonischen Erbe.
Als wir über die Stadt blicken, sehen wir neben den weißen viele ocker- und apricotfarbene Häuser. Die heute gebräuchliche Bezeichnung Weiße Stadt wurde erst 1984 mit der Ausstellung