Mai 2018
Um von der Delmarva-Halbinsel auf das Festland nach Virginia zu kommen, fahren wir den Chesapeake Bay Bridge-Tunnel. Mit 37 km Länge ist dieser Brücken-Tunnel-Bau einer der größten der Welt. Er überquert eine große Bucht am Atlantik mit drei miteinander verbundenen Brücken und zwei Tunneln.
In Virginia gibt es sie noch: die alten Reklameschilder, die hier seit Jahrzehnten stehen und nicht nostalgisch nachgebaut sind. Die zu den Schildern gehörende Läden sind allerdings geschlossen und werden wohl auch nicht mehr öffnen. Wenn an deren Stelle neue Läden gebaut werden, verschwinden sicher auch bald die Reklametafeln. An anderer Stelle wurde ein Schild im Bauschutt des abgerissenen Hauses allerdings stehen gelassen – ob der Neubau wohl um das Schild herum gebaut wird?
Williamsburg wurde 1633 gegründet und war von 1699 bis 1776 die Hauptstadt der königlich britischen Kolonie von Virginia. Als ein Museumsdorf wird Colonial Williamsburg heute den Besucher:innen von seinen Bewohner:innen in traditionellen Kostümen des 18. Jahrhunderts präsentiert. Es wirkt äußerst authentisch und durch die Aktivitäten und den gelebten Alltag hat man das Gefühl, in der Zeit zurück versetzt zu sein.
In der Zeit zurück versetzt ist man auch in Richmond, der Haupstadt von Virginia. Allerdings nur um 30 bis 40 Jahre, als die alten Stadtgebäude einem Bauboom weichen mußten, der größtenteils eintönige bis hässliche Bürotürme produzierte. Der Blick aus unserem Hotelzimmer zeigt uns ein Panorama über Downtown. Da ist die Wolkenstimmung doch schöner!
Inzwischen wurde scheinbar erkannt, dass die Architektur nicht so toll ist und temporär wird mit dem Abriss begonnen. In der Stadt fällt auf, dass an vielen Stellen gewerkelt wird. Außerhalb des Zentrums gibt es Stadtviertel mit schöner, älterer Bebauung. Es stehen aber immer wieder Geschäfte und Häuser leer und Richmond scheint auf der Kippe zu stehen zwischen einer Stadt, die eine neue Entwicklung macht und einem Ort, der ganz verlassen wird.
Als wir Richmond verlassen, besuchen wir den jüdischen Friedhof – der hier hebräischer Friedhof heißt. Wir finden einige Grabsteine von Auswanderern, die vor ca. 200 Jahren Deutschland verlassen haben. In Amerika war es eher möglich, das Judentum zu reformieren und so waren unter den Auswanderen viele Intellektuelle und gelehrte Rabbiner, die sich von den engen Traditionen und Reglementierungen in Europa lossagen wollten. Die freiheitlicheren Verhältnisse in den USA machten dies möglich.
Dann geht es weiter in die Natur: den Shenandoah National Park – ein großes Waldgebiet mit einer Länge von 170 km entlang dem Mittelgebirge der Appalachen. Er wurde bereits 1935 gegründet, aber erst 1950 auch für die nicht-weiße Bevölkerung geöffnet!
Wir haben in den USA schon spektakulärere Nationalparks besucht. Hier gibt es einige Flüsse mit Wasserfällen in der hügeliegen Landschaft – umgeben von großen Mischwäldern. Wie in Naturschutzgebieten üblich, wird nicht in die Natur eingegriffen. So sieht man Regionen mit abgestorbenen Bäumen. Ein großes Problem sind hier die Borkenkäfer an Kastanien. An anderer Stelle sehen wir aber, wie sich der Wald zurückkämpft und üppig wuchert.
Jetzt im Frühling ist es besonders schön, wie die Natur überall sprießt und blüht. Ein Streifenhörnchen, dass uns vor die Füße läuft, transportiert in seinem Maul eine Eichel. Es überlegt wohl kurz, ob wir eine Gefahr darstellen und es sein Transportgut fallen lassen sollte, um besser entkommen zu können. Es entscheidet sich, mit der Eichel weiter zu laufen.