Die beiden Metro-Linien von Pjöngjang wurden bereits 1973 eröffnet und damit hatte der Norden seine U-Bahn eher als Südkorea. Nur ist Nordkorea bis heute nicht weiter, obwohl ein Ausbau geplant ist. In der Nähe des Triumphbogens kommen die Menschen aus einer Fußgänger-Unterführung und gehen in das kubische Haus der Metrostation Kaesŏn. Wir folgen ihnen und haben auf der endlos scheinenden Rolltreppe erstmals keine räumliche Distanz zur Bevölkerung. Diese scheint sich für uns aber kaum zu interessieren.
Die Rolltreppe führt in eine prächtige Halle, in der alles sehr sauber und gepflegt ist. Es gibt keine Kioske und keine Fahrkartenautomaten, es gibt keine Sitzgelegenheiten und keine Abfallbehälter und natürlich fehlt – wie überall in Nordkorea – die für uns allgegenwärtige Reklame. Dieses Ambiente und die aus den 1960er Jahren aus West-Berlin stammenden U-Bahn-Züge geben uns das Gefühl, in der Zeit zurückversetzt zu sein.
An den Seitenwänden ist die Station mit Mosaiken ausgekleidet, die Szenen der Revolution zeigen. Drei junge Frauen des Aufsichtspersonals stehen unter einer Darstellung, in deren Mitte der Staatsgründer Kim Il-sung abgebildet ist. Vor einem anderen Mosaik sehe ich eine Mutter mit ihrem Sohn. Sie haben etwas sehr Modernes und mir kommt der Gedanke, dass sie genauso gut in Tokio, Peking oder Seoul stehen könnten.
Als der nächste Zug einfährt besteigen wir einen der rot-grünen Waggons.
Auch in den Zügen gibt es keine Reklame und auch keine staatliche Propaganda. Nur kleine Portraits von Vater und Großvater Kim. Es zeigt sich hier das gleiche Verhalten wie in jeder U-Bahn weltweit: die Fahrgäste träumen vor sich hin, machen ein Nickerchen oder gucken auf ihr Smartphone. Das Handynetz von Pjöngjang ist gut ausgebaut, wenn es auch nur ein Intranet ist – es also nur von Menschen in Nordkorea genutzt werden kann und der Zugang zum World Wide Web fehlt.
Wir beenden unsere Fahrt in einer Station, in der die aktuelle Zeitung in Leseständern präsentiert wird. Auf der Titelseite ein Ereignis mit dem Obersten Führer Kim Jong-un. Die Halle der Station ist mit Säulen in Form von Blütenkelchen oder Fackeln geschmückt, die am Ende auf ein Bildnis des zweiten Machthabers Kim Jong-il zulaufen. Neben dem Bild verlassen wir die Metro.
Neben den einzelnen Beiträgen zu Nordkorea veröffentliche ich hier einen Bericht über die gesamte Reise