Lagoa liegt im Süden der Insel São Miguel, etwa zehn Kilometer östlich der Hauptstadt Ponta Delgada. Die Kleinstadt lockt Besucher*innen mit einem natürlichen Fischereihafen, Restaurants und einer am Meer gelegenen Badeanstalt. Wer den Ort auf der Umgehungsstraße passiert, nimmt zwei markante Gebäude wahr: ein alter Fabrikschornstein im Zentrum und ein großer Silo an der Küste – Zeichen industrieller Produktion, die das Kleinstadtbild durchbrechen.
Da das Tor offensteht und es nicht den Eindruck macht, als ob sich hier noch jemand um Gäste kümmern würde, betreten wir das Gelände, ohne zu klingeln. Hier sehen wir, dass die meisten Gebäude stark beschädigt oder bereits verfallen sind. Escritorio, Casa da Operário und Direcção steht auf den Häusern, doch sie sind längst verlassen.
Vom Gemeinderat – so ist in einer Mitteilung der Stadtverwaltung zu lesen – wurde beschlossen, dass der Turm und einzelne Gebäude der Fabrik ein repräsentatives Wahrzeichen der Industrie sind und sie wurden daher als Eigentum von kommunalem Interesse eingestuft. Doch was macht eine kleine Gemeinde mit 9000 Einwohner*innen mit einer verfallenen Industrieruine? Die Eigentümerin Sinaga betreibt eine Zuckerfabrik in Ponta Delgada. Diese soll allerdings unrentabel sein und jährlich mit 1,7 Millionen Euro bezuschusst werden, um die Arbeitsplätze zu sichern. Gelder für eine Renovierung und Umnutzung der alten Alkoholfabrik sind daher kaum zu erwarten.
Der Blick durch die Fenster zeigt, dass die Räume in dem Bewusstsein verlassen wurden, dass sie wieder aktiviert werden. Im Büro steht noch die Schreibmaschine und im Labor die Kolben, Trichter und mit Flüssigkeiten gefüllten Apothekerflaschen, um neue Alkoholika zu testen. Es braucht aber wohl weitere Jahrzehnte, bis es als Museum interessant sein könnte und die Gebäude werden bis dahin ganz verfallen sein. Irgendjemand hat hier zuletzt das Licht ausgeknipst und es wird wohl nicht mehr angeschaltet werden.