Juli/August 2023
Unsere letzte Tour hatten wir in Karlsbad beendet und wir starten jetzt in dem ebenso feudalen Marienbad – wenn uns auch Karlsbad etwas besser gefallen hat. In der Stadt Cheb treffen wir wieder auf den typisch tschechischen Marktplatz: sehr schöne Häuser im Stil von der Renaissance bis zum Barock umrunden eine große Fläche. Außer zum Abstellen von Autos wird dieser Platz aber kaum genutzt und man könnte sich hier so gut große Wochenmärkte und andere Veranstaltungen vorstellen. Und die imposant inszenierten Kirchen werden weiterhin unterhalten, obwohl nur eine Minderheit religiös ist.
In Pilsen wohnen wir im altehrwürdigen Hotel Continental. Etwas in die Jahre gekommen, aber voller Charme. In Pilsen gehört eine Besichtigung der Pilsener Brauerei und der Genuss eines Pilsener Urquells dazu. Wir erfahren die besonderen Brautechniken dieses Bieres und warum es weltweit zu einem Vorreiter wurde. Am Abend spielt das Kukal-Quartett Werke von Mozart und Dvořák im Park vor unserem Hotel. Pilsen ist eine lebendige Stadt, deren Besuch sich durchaus lohnt.
In Pilsen steht auch die zweitgrößte Synagoge Europas (nach Budapest). An anderen Stellen ist das Judentum nicht so leicht zu erkunden. In Dolní Lukavice stoßen wir auf einen versteckten jüdischen Friedhof aus dem 16. Jahrhundert. Dass das heute als Abstellraum genutzte Haus in Velhartice einst eine Synagoge war, erfahren wir aus einer Broschüre, die von einer Gruppe Oberschüler*innen erstellt wurde. Und den Schlüssel zum Tor des jüdischen Friedhofes in Budweis bekommen wir vom Pförtner der benachbarten Firma. Hier sehen wir viele Gräber mit deutscher Beschriftung.
Fast jedes Dorf in Böhmen verfügt über ein Schloss oder eine Burg. Das Schloss links oben der Familie Metternich in Kynzvart ist edel renoviert und dient als Museum und für Kulturveranstaltungen. Das darunter abgebildete Schloss in Dolní Lukavice ist dagegen sehr renovierungsbedürftig und nicht zugänglich. Wir können auch nicht ausmachen, ob es teilweise noch bewohnt ist. In der Burg von Klenová können wir die Räume der letzten Bewohnerin Vilma Vrbová-Kotrbová besichtigen. Von der Burg Kasperk sind nur noch die Ruinen zu sehen.
Der Ort Český Krumlov (dt. Krumau an der Moldau) ist zum Welterbe erklärt worden. Es ist der einzige Ort, an dem wir Touristen aus Asien sehen. Ansonsten ist die Bevölkerung und sind die Touristen doch alle weiße Mitteleuropäer*innen. Anderes Leben und die Ereignisse der Welt scheinen entschwunden. In Český Krumlov ist es angesagt, mit dem Boot auf der Moldau zu paddeln. Die Gassen des Ortes sind sehr romantisch und erinnern uns an Siena.
Und es gibt eine liebliche Natur in West- und Südböhmen. Die Weinbergschnecke erschleicht sich ihren Weg und Bäume überspannen Wege und Straßen. Der Blick auf die hügelige Landschaft zeigt große Getreidefelder zwischen den stehen gelassenen Restwäldern. In einem Fluss beobachten wir, wie eine Ente nervös mit den Flügeln schlägt, als sich ihr ein Nutria nähert.
Mit České Budějovice (dt. Budweis) sind wir in die zweite berühmte Bierbraustadt Böhmens gekommen. Hier fiel uns die viele Kunst im öffentlichen Raum auf. Und unter den Arkaden finden wir manche deutsche Texte, die immer wieder an die deutsche bzw. österreichische Vergangenheit dieser Region erinnern. Und natürlich die Reklame für das Budweiser Bier, das Budějovický Budvar. Am Abend haben wir aus unserem Hotelzimmer einen schönen Blick auf das illuminierte Rathaus und werden unterhalten von einer davor spielenden Jazzband.