Sachsen: Görlitz

Januar 2020

Es heißt, es sei die schönste Stadt Deutschlands. Nun, schön ist ja Geschmackssache, aber Görlitz ist zumindest für diejenigen spannend, die an mittelalterlichen Bauten und Straßenfluchten aus der Gründerzeit interessiert sind. Und das ist, doch, recht schön!

Es turmt überall vor sich hin, die Gassen rauf und runter, von Kirchen, Wehrtürmen und Erkern. Wer ist der Höchste, wer die Schönste der ganzen Stadt?

Die Altstadt prunkt mit Mittelalter. Keine andere Stadt ist so komplett erhalten wir Görlitz. Ein Open-Air Museum der Baugeschichte. Am Obermarkt die Ratsapotheke (Renaissance, 1550), der Schönhof (Frührenaissance, 1526), das Rathaus (1350, Nachbau in Neorenaissance, 1903) und rechts, der Ratsapotheke gegenüber, unser Hotel, benannt nach dem Bürgermeister Georg Emmerich, der hier von 1422 bis 1507 lebte.

Die Türen der Stadt erzählen ihre Geschichte. Von der Gotik bis zur Renaissance, vom Barock bis zur Gründerzeit und dem Jugendstil. Viele sind aufwendig renoviert, andere geben noch einen Einblick in die jüngere Geschichte.

Die Süd-Stadt besticht mit Straßenfluchten und ganzen Vierteln aus der Gründerzeit. Hier wurden viele Filme gedreht, die eine Kulisse brauchten, die in dieser Geschlossenheit einmalig ist.

Und es gibt sie noch. Zwar immer weniger, aber noch sind Häuser zu finden, die nicht renoviert sind. Bei den einen ist es schwierig, überhaupt Besitzer*innen zu finden, bei anderen streiten sich Erbengemeinschaften oder der Denkmalschutz stellt Anforderungen, die mit zu hohen Ausgaben verbunden sind.

Am Nachmittag sitzen wir im Café der Obermühle an der Neiße. Der Blick von dort fällt auf das Eisenbahn-Viadukt, deren Gleise nach Polen zur Schwesterstadt Zgorzelec führen. Hier trifft die Renaissance auf Romantik.