Sachsen-Anhalt: Dessau, Wittenberg, Magdeburg

Oktober 2020

Wir starten unsere Besichtigungen in Sachsen-Anhalt in der – nun, wir würden sagen, Bauhaus-Stadt Dessau. Doch nach einer Städte Zusammenlegung heißt die Stadt heute: Dessau-Roßlau. So kann man schon in der Namensgebung jegliche Popularität zunichte machen… Für uns war es aber in erster Linie die Bauhaus Stadt.
Im Norden der moderne Bauhaus-Campus mit dem im Zentrum noch immer aktuell wirkendem Bauhaus-Gebäude von Walter Gropius aus dem Jahr 1925. Ein faszinierendes, lichtdurchflutetes Hochschulgebäude. 

Im Zentrum von Dessau steht das Bauhaus-Museum mit spiegelnder Fassade, eröffnet im letzten Jahr zum 100. Jubiläum des Bauhauses. Es zeigt einen breiten Überblick über die Gestaltungen des Bauhauses. Das Museum wirbt damit, dass es „die zweitgrößte Sammlung zum Thema Bauhaus weltweit“ zeigt. Da der Ausstellungsraum eng bestückt ist, macht es den Eindruck, als solle die gesamte Sammlung gleichzeitig zu sehen sein. Manchmal ist weniger mehr; Bauhaus bedeutet auch Reduktion.

Und es gibt weitere Bauhaus-Architektur in Dessau zu entdecken: Die von Gropius entworfenen Meisterhäuser in denen u.a. die Lehrer Klee und Kandinsky wohnten (links), das Ausflugslokal Kornhaus, 1929 von Carl Fieger entworfen (Mitte) und die von Gropius 1926 entworfene Siedlung Törten im Süden von Dessau. Hier rechts ein Hausbeispiel aus der Siedlung, das etwa den Originalzustand zeigt. Viele Häuser wurden von den Besitzer*innen im Lauf der Jahrzehnte ihrem individuellen Geschmack angepasst, der sich nicht unbedingt mit den Ideen des Bauhauses deckt…
Und sonst: Dessau hat ein wenig spannendes Zentrum mit dem Charakter einer Stadt mit Doppelnamen.

Nach Dessau ging es in die Stadt, die sich durch den Reformator definiert: Lutherstadt Wittenberg. Er ist nicht nur in den Kirchen, auf Lucas Cranachs Gemälden und mit seinen Thesen omnipräsent, er zeigt sich auch im evangelischen Lächeln der Besucher*innen. Links ein Luther-Bildnis von Cranach im Luther Haus, in dem Martin Luther von 1502 bis 1546 lebte und wirkte. Der Cranach Altar in der Stadtkirche zeigt Luther auf der Kanzel. An der Tür der Schlosskirche sind Luthers Thesen in Metall gegossen und im Kirchenschiff der Schlosskirche befindet sich Luthers Grab.

Wittenberg wurde durch Luther und Melanchton zu einer führenden Universitätsstadt Europas. Gelehrte, Theologen, Künstler und der Adel des ausgehenden Mittelalters und der auch durch sie beginnenden Neuzeit hielten sich in der Stadt auf oder ließen sich ganz dort nieder. Noch heute können wir deren Häuser in der weitestgehend renovierten Altstadt besichtigen. Wittenberg ist hübsch und bemüht sich um den Tourismus.

Anschließend besuchen wir Magdeburg. Die Stadt ist für Neubaubereiche bekannt, da sie im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde. Aber es gibt Altes: der Dom von Magdeburg ist die erste gotische Kathedrale Deutschlands und Magdeburg eine der ältesten Städte, Kaiserresidenz unter Otto I. seit 930. Und wir entdecken einige Straßenzüge mit einer Wohnbebauung vom Barock (rechts) bis zur Gründerzeit. Neben dem die ganze Stadt überragenden Dom steht seit 2005 die Grüne Zitadelle von Friedensreich Hundertwasser (Innenhofdetail in der Mitte rechts).

Und Magdeburg ist eine Stadt der klassischen Moderne. Der Architekt und Stadtplaner Bruno Taut war als Vertreter des Neuen Bauens schon in Berlin im Siedlungsbau aktiv – etwa als Architekt der Hufeisensiedling – bevor er 1921 zum Stadtbaurat von Magdeburg berufen wurde. Seine Arbeit verlieh der Stadt den Titel Bunte Stadt Magdeburg. In der von ihm gestalteten Siedlung Reform gab er den Häusern die für ihn typische Farbgebung (links und rechts). Und er beauftragte Carl Krayl mit der farbigen Gestaltung älterer Häuser, um das triste Grau der Stadt zu überwinden. In der Mitte die Otto-Richter-Straße mit dem rekonstruierten Fassadenanstrich von 1921.
 

Taut war als Stadtbaurat für den Siedlungsbau zuständig. In den 1920er Jahren entwickelte er mit verschiedenen Architekten sieben große Wohnsiedlungen für Magdeburg. Obwohl es Unterschiede gibt, ist die Formensprache der Zeit in allen Siedlungen erkennbar – wie oben bei den von uns gesehenen Eingangsfronten.