In der ersten Woche sind wir in der South Bronx. Wir wohnen in dem schönen Opera House Hotel, vier Subway-Stationen vom Central Park entfernt. Hier ist viel Leben auf der Straße. Es wird verkauft und gehandelt oder einfach nur abgehangen. Leider sieht man auch, dass Armut und Drogen viele Krankheiten erzeugen. Für uns ist es ungewohnt, da wir auf der Straße unter der schwarzen und lateinamerikanischen Bevölkerung die einzigen Weißen sind.
Die Gegend nennt sich Mott Haven und wurde vor fast 200 Jahren mit vielen Wohnhäusern für eine weiße Bevölkerung bebaut. Im letzten Jahrhundert gab es aufgrund wirtschaftlicher Veränderungen einen Bevölkerungswechsel. In den größeren Häusern an den Hauptstraßen befinden sich kleinere Läden. Die Wohnstraßen zeigen Reihen von Brownstone Houses, oft flankiert von einer Allee grünender Bäume. Die Fassaden und Eingangstüren sind aufwendig gestaltet und verleihen den Häusern ein besonders Ambiente. Typisch für New York sind die eisernen Feuerleitern mit balkonähnlichen Austritten.
Etwas entfernt von unserem Hotel startet die imposante Prachtstraße Grand Concourse, von der es früher hieß, sie sei die Champs Élysées der Bronx. Das feudale Loews Paradise Theatre hat leider nicht mehr geöffnet. Viele Wohnhäuser zeichnen sich durch Ornamente im Stil des Art Deco aus und die Wohnungen am Park lassen sich durchaus mit Manhattans edelsten Adressen am Central Park vergleichen. Hier im Franz Sigel Park gibt es eine Nachbarschaftsinitiative, deren Mitglieder sich gemeinsam um die Pflege des Parks kümmern.
Wir versuchen immer mal wieder, ob Eingangstüren von Hochhäusern offen sind und fahren dann mit dem Fahrstuhl in die oberste Etage, um zu sehen, ob man aufs Dach kommt. Bei älteren Gebäuden ist dies manchmal möglich. So sehen wir am Franz Sigel Park ein Haus, auf dessen Dach wir können und sehen von dort ein viel höheres Haus, dessen Dachterrasse ebenfalls zugänglich ist und von hier oben blicken wir dann auf das erste Haus. Und wir blicken nach Süden Richtung Manhattan mit seinen neuen, staksigen Wolkenkratzern. Gen Westen schauen wir über die Brücken des Harlem Rivers bis nach New Jersey und östlich sehen wir eine Hochhaussiedlung mit Blick Richtung Queens.
Auch in der Bronx gibt es ein Little Italy und es ist authentischer als das in Manhattan. Hier gibt es viele Restaurants und Cafés, Läden und Märkte mit italienischem Angebot und Flair. Es ist aber auch touristisch und die Gäste sind hauptsächlich Weiße. Die schwarze und lateinamerikanische Bevölkerung scheint verdrängt oder war in diesem Viertel vielleicht nie so präsent. Bella Italia.
Inmitten der Metropole gibt es viel Natur mit kleineren und größeren Parks. Ein sehr großer Park ist der Woodlawn Cemetery im Norden der Bronx. Hier haben sich viele historische Persönlichkeiten ihre letzte Ruhestätte bzw. ihre Ruhetempel bauen lassen. Das Foto zeigt die Grabstätte des Kaufhausgründers Frank W. Woolworth. Im Botanischen Garten explodiert die Kirschblüte und das Ambiente wird für Fotoshootings genutzt. Durch den Botanischen Garten fließt der Bronx River und verbindet den Park mit dem anschließenden Bronx Zoo. Hier setzen sich die Robben für uns in Positur. Es gibt aber auch viele kleine Parks und zwischen den Häusern manchmal gemeinschaftlich betriebene Gärten.
Die Sonne geht unter in Mott Haven und taucht Häuser und Straßen in eine warme Stimmung. Wir haben uns sehr wohlgefühlt in der Bronx und Gegenden entdeckt, die wir zuvor nicht mit der Bronx in Verbindung gebracht hätten. Nach einer Woche verlassen wir den Stadtteil und nehmen die Subway nach Brooklyn.