Japan: Von Tokio nach Shikoku

April 2019

Wir reisen mit dem Zug und dem Japan Rail (JR) Pass durchs Land. Dieser Pass ist nur für Ausländer*innen erhältlich und kostet uns für zwei Wochen 368 €. Dafür können wir kostenlos mit allen Zügen quer durchs Land fahren. Auch die Sitzplatzreservierungen sind kostenlos, wobei man diese noch am JR Schalter buchen muss. Die Angestellte ist sehr bemüht, für uns passende Verbindungen zu finden. Uns wundert bei so einem hochtechnisierten Land allerdings, dass sie die Verbindungen aus dicken Fahrtenbüchern heraus suchen muss.

Mit dem Schnellzug Shinkansen geht es Richtung Süden. Wir rauschen an qualmenden Schloten vorbei und auch der Fuji, den wir passieren, scheint zu qualmen. Eine Wolke, die sich im höchsten Berg Japans (fast 3.800 m) verfing. Obwohl der Vulkan noch aktiv ist, gibt es nur ein geringes Risiko – der letzte Ausbruch war 1707.

Auf der Insel Shikoku – die kleinste der vier Hauptinseln Japans – erwartet uns ein beschauliches Leben. In einem Park erleben wir das Japan, das Tourist*innen sehen wollen: der japanische Garten mit Bogenbrücke, ein Boot mit Menschen mit traditionellen Sonnenhüten und am Rand der Fischreiher, der das Treiben an sich vorüber ziehen lässt.

Shikoku ist die Region der Pilger. Es gibt hier 88 buddhistische Tempel auf einer Strecke von 1200 Kilometern und die Menschen pilgern in 30 bis 60 Tagen entlang dieser Route. Viele tragen dabei weiße Kleidung und lassen sich darauf abstempeln, dass sie bei dem jeweiligen Tempel gewesen sind. Wenn diese Menschen dann irgendwann sterben, möchten sie in ihrem Pilgergewand verbrannt werden, damit die Götter sehen, dass sie bei den Tempeln gewesen sind. Dazu dient auch die Glocke an jedem Tempel: sie muss geläutet werden, damit die Götter aufmerksam werden und wissen, dass man da war.

Die Kleinstadt Uchiko besteht aus einer Vielzahl älterer Häuser und bildet ein geschlossenes Bild einer traditionellen Stadt. Und die Bewohner*innen bemühen sich um die Gäste: überall stehen kleine frische Blumensträuße und kleines Kunsthandwerk. In einem Reiseführer stand, dass der Ort von Touristen überlaufen ist. Diese Erfahrung können wir nicht teilen – außer uns sind noch vier japanische Tourist*innen dort, die wir beim Schlendern durch die Straßen und Gassen immer mal wieder treffen. Da wünscht man Uchiko doch mehr Besucher*innen.

In den Städten besuchen wir auch die Burgen, die auf Hügeln in den Zentren thronen – bzw. sind die Städte um diese Burgen herum entstanden. Neben der interessanten Besichtigung hat man von den Burgen tolle Ausblicke auf die Städte. Links der Ausblick auf die wolkenverhangene Stadt Matsuyama – mit über 500.000 Einwohner*innen die größte Stadt auf Shikoku. In der Mitte die Burg von Kochi und rechts der Blick von der Burganlage auf Kochi. Diese Burg ist eine der Wenigen, die noch im Originalzustand erhalten sind.

Eine Besonderheit in den Städten sind die alten Straßenbahnen. Verschiedene Generationen rütteln über die Schienen und verleihen den Städten ein historisches Flair. Speziell ist die Bezahlung: es wird erst beim Verlassen der Bahn gezahlt und der Fahrer steht mit seinen weißen Handschuhen hinter einem Kästchen, in das der zu zahlende Fahrpreis geworfen wird. Wenn an einer Haltestelle viele Fahrgäste aussteigen, kann dies schon mal dauern.

In Katsurahama fahren wir an den Pazifik. Es gibt hier lange, feinkieselige Strände und das Wasser ist sehr klar und sauber. Im Sommer ist Katsurahama Beach ein beliebter Badeort. Obwohl es heute schon recht warm ist, gibt es niemanden, der sich ins Wasser traut – wahrscheinlich ist der Ozean doch noch sehr kalt. Aber hier sehen wir, dass Japan durchaus für einen Badeurlaub reizvoll sein kann.

Am Abend suchen wir uns meist ein landestypisches Restaurant. Oft essen wir Ramen, eine Nudelsuppe mit Einlage, oder die auf Shikoku üblichere Variante Udon. In Japan gibt man kein Trinkgeld, was es mit dem Bezahlen einfacher macht. Die Japaner*innen sind aber sehr auf Genauigkeit bedacht: wenn man mit seinen Münzen bezahlen will und dabei 1 Yen (= 0,8 Cent) fehlt, geht dies leider nicht und man muss dann eben den 5000 Yen Schein anbrechen. Nun, wir fahren ja auch in entfernte Länder, um andere Sitten und Gebräuche kennen zu lernen.