Die mittelalterliche Altstadt ist die weltweit größte, die unter Weltkulturerbe gestellt wurde. Charakteristisch in der Medina von Fès sind die engen Gassen, die nicht mit Autos befahren werden können. So gibt es hier mehr Transporte auf Eseln. Wir sehen immer mal wieder, wie Häuser aufwendig renoviert werden. Und wir haben Einblicke in schöne islamische Bauten, sind dabei aber nicht alleine: es gibt in Fès mehr Tourismus als in Meknès und Rabat. Und Fès ist an manchen Stellen bunter. Auf arabisch heißt es an der Wand: Sei freundlich zu allen.
Eine Besonderheit von Fès sind die Gerbereien. Von den einst 86 seit dem 11.Jhd. gibt es heute allerdings nur noch drei. Die Fälle werden in Wasser und Lauge von Fett und Resthaaren befreit, bevor sie in verschiedenen Flüssigkeiten fermentiert und mit Farbstoffen eingefärbt werden. Sie liegen tagelang in den Bottichen und werden zwischendurch immer wieder zum Trocknen aufgehangen. So braucht es Wochen, bis die Tierhäute als Leder verarbeitet werden können.
Wir haben auch die Neustadt, die Ville Nouvelle von Fès erkundet. Der Hauptboulevard ist schön bepflanzt, nur rauschen links und rechts permanent Autos vorbei. Ansonsten gibt die Neustadt nicht viel her. Einige Läden und Cafes mit unspektakulärer Bebauung. Von einer Zwei-Millionen-Stadt hätten wir mehr erwartet. Der Vorteil ist, dass hier gar kaum Tourist*innen sind und man eher Kontakt zur Bevölkerung bekommt. In einem Cafe mit frischen Säften kommen wir ins Gespräch mit drei jungen Frauen, die gerade einen Deutschkurs machen und gerne nach Deutschland kommen möchten, um dort eine Ausbildung zu machen. Der Weg von der Alt- in die Neustadt ist ziemlich weit und zurück wollen wir den Bus nehmen. Als wir dann sehen, wie belagert dieser ist, entscheiden wir und doch für die Wanderung. Auf dem Weg kommen wir am „Multinationalen Center für Frauenförderung“ vorbei. Auf dem Transparent steht: Gewalt an Frauen ist ein Verbrechen.
Von Fès aus machen wir einen Tagesausflug zum Tazzeka Nationalpark. Der bereits 1950 gegründete Park wird kaum von Tourist*innen besucht. Er dient dem Schutz der Wälder und dem Lebensraum von Tieren wie Berberhirsche, Stachelschweine und Luchse. Im Park leben Berber in oft einfachen und manchmal einsam gelegenen Häusern, die in den weiten Ebenen ihre Schafsherden hüten. Und es wird an die Naherholung gedacht: es gibt ausgewiesene Picknickplätze und an einigen Punkten sind Wanderwege ausgeschildert. Der Park dient als Wasserreservoir, doch sehen wir manchmal verkohlte Bäume vom letzten Feuer und in den Stauseen nur wenig Wasser. Auffällig sind die roten Stämme der bis zu einer gewissen Höhe frisch geschälten Korkeichen.
Am nächsten Tag machen wir uns auf in Richtung Gebirge und kommen über den Ort Bhalil. Ein kleiner Ort mit romantisch um einen Hügel gruppierten Häusern. Der Händler geht mit seinem Wagen durch die Gassen und auch die Katzen bekommen etwas ab. Wir fahren zum See Ouiouane, der fest in der Hand der Berber ist. Gleich zum Parken kommt uns ein Junge entgegen, der uns einweist. Am See stehen andere Jungen, die Tretboote vermieten und Frauen sind am kochen. Dabei wird uns nicht deutlich, ob sie für Gäste kochen oder hier leben. Auch beim weiteren Anlaufpunkt der Quelle des Flusses Oum Rabia werden wir von jungen Männern empfangen, die uns einen Parkplatz zuweisen und uns durch das Gebiet führen wollen. Am sprudelnden Quellfluss gibt es kleine Kojen, in denen man entspannen und Tee trinken kann.
Nach der Übernachtung in der Stadt Beni-Mellal kommen wir am nächsten Morgen durch den Ort Oulad Embarek, in dem ein Wettbewerb verschiedener Berberstämme stattfindet. Sie müssen vor einer Jury mit ihren Pferden einen Parcours reiten und dann Schüsse mit ihren Gewehren abgeben, sodass es knallt und qualmt. Pferde und Reiter sind aufwendig geschmückt und offensichtlich stolz, dabei zu sein. Unser Fahrt geht weiter zum großen Stausee Bin El Ouidane und dann immer höher die Serpentinen hinauf, bis wir auf einer Höhe von 2500 Metern ankommen und die Baumgrenze unter uns lassen.