In Meknès wohnen wir in einem Riad. Dies ist ein traditionelles großes Wohnhaus, welches nach außen kaum Fenster hat und sehr abgeschottet wirkt. Im Inneren ist es dann licht und luftig mit bepflanztem, nach oben offenem Innenhof, in denen ein kleiner Brunnen plätschert. Wir haben hier ein sehr schönes Zimmer und genießen unseren Aufenthalt mit reichhaltigem Frühstück im kleinen Restaurant des Hauses. Am Abend scheint ganz romantisch der Vollmond über den Innenhof in unser Fenster.
Meknès hat mehrere Medinas und ein großes Gelände, das ehemals den Königspalst beinhaltete und heute eine Militärakademie ist. So wird vieles in der Stadt von hohen Mauern umgrenzt und es kann lange dauern, bis man an ein Tor kommt. Die Tore sind dann sehr schön und mächtig und gewähren Einlass. Die Altstadt ist ein Weltkulturerbe und wir suchen uns Wege durch die engen Gassen. Besonders nach Sonnenuntergang verirren wir uns manchmal in Sackgassen und müssen neue Wege probieren. Zum Glück funktioniert hier Google Maps ganz gut.
Die meisten der Hauptsehenswürdigkeiten von Meknès sind wegen Renovierung geschlossen. Es bleiben nur Fotos an den Bauzäunen, die uns zeigen sollen, was wir hätten sehen können, wenn es nicht geschlossen wäre. So zeigt die Stadt zumindest eine Freilicht-Fotoausstellung, auch wenn die Bilder oft schon verblasst sind.
Also beschäftigen wir uns mit den leiblichen Genüssen. Was es immer zum Essen aber auch sonst überall in den Straßen gibt, sind frisch gepresste Säfte. Und das marokkanische Essen wird gerne im Tongefäß, der Tajine, zubereitet und serviert. Gemüse- und Fleischvariationen mit Couscous, Kichererbsen und Bockshornklee. Nach dem Essen, am Morgen oder am Nachmittag gibt es neben Kaffee marokkanischen Tee – grüner Tee mit Minzblättern. Dieser wird neben dem Kaffee von den vielen Männern getrunken, die in unzähligen Cafes entlang der Straßen scheinbar den ganzen Tag verbringen.
Der Besuch des Suq, des Bazars, hat am Abend besonderen Charme. Durch die verschiedenen Lichtquellen ergeben sich unterschiedlich getönte Fassaden und lange Schatten wechseln mit erleuchteten Flächen. In den kleinen Geschäften sehen wir Handwerker*innen wie hier einen Schneider oder Näher, der mit Nadel und Faden einen Saum bestickt. Die Beleuchtung eines Grillrestaurants wirft Licht auf die verqualmte Straße und schafft eine filmische Atmosphäre.
Von Meknès aus fahren wir zu den römischen Ruinen von Volubilis. Es ist die größte römische Ausgrabungsstätte in Marokko und wurde während seiner Hochzeit (193 – 211) von 10.000 Menschen bewohnt. Mitte des 3. Jhd. wurden die Römer von den Berbern verdrängt. Die Stadt verfiel und wurde als Steinbruch genutzt. Ausgrabungen begannen am Anfang des 20. Jhd. und sind noch nicht abgeschlossen. Rund ein Drittel des riesigen Geländes ist noch nicht freigelegt.
Anschließend besuchen wir die auf einem Hügel gebaute Stadt Moulay Idris. Die Stadt ist nach Idris I. benannt, einem Nachfahre Mohammeds, der hier im 8. Jhd. lebte und politischer und religiöser Führer war. Sein Grab ist heute Walfahrtort und die Sentissi-Moschee einer der wichtigsten muslimischen Pilgerorte. Es wird gesagt, wer dreimal den Ort besuchte, ist von der muslimischen Forderung befreit, einmal nach Mekka pilgern zu müssen. Die Gegend um Moulay Idris ist verhältnismäßig grün. Die Felder werden bewässert und es gibt viele Plantagen mit Olivenbäumen.