Als wir vom Flughafen Casablanca kommend mit dem Zug in Rabat eintreffen, ist die Straße in Richtung unserer Unterkunft gesperrt und tausende Menschen stehen an den Absperrungen. Nein, sie stehen da nicht nur, sie trommeln, tanzen und singen. So reihen wir uns mit unseren Koffern unter die Menschen und warten, was passiert. Irgendwann bricht Jubel aus und in einer Eskorte fährt der König die Straße entlang und winkt seinem Volk (und uns ankommende Touristen). König Mohammed VI. regiert seit 1999 und hat einige Reformen durchgesetzt. Es heißt, er versuche den Spagat zwischen Tradition und Moderne.
Für die Moderne stiftete Mohammad VI. ein Museum für zeitgenössische Kunst. Der Bau ist zunächst beindruckend, hat aber – wie viele Bauten in der Neustadt – den Anschein, als ob er auch schnell wieder verfallen könnte. Das Museum zeigt gerade keine ständige Ausstellung, sondern nur zwei Sonderausstellungen im Obergeschoss. Darunter die Ausstellung des kamerunischen Künstlers Barthélémy Toguo. Besser als dies Museum hat uns die Villa des Arts gefallen. Sie zeigt in ihren Räumen moderne und zeitgenössische Kunst und bietet Ateliers in einem sehr schönen Ambiente.
In der Altstadt, der Medina, befindet sich der Basar, der hier Suq heißt. Wir treffen auf ein buntes Leben, werden aber als Touristen nicht permanent von den Verkäufern angesprochen. So können wir die bunten Auslagen, die Gemüseläden und Backstuben, die handgeknüpften Teppiche und die Waren Made in China schlendernd betrachten. In den Gassen sehen wir gestaltete Hauszugänge und in die Moscheen können wir einen Blick werfen. Der Zugang ist allerdings nur Muslim*innen gestattet.
Es gibt immer mal wieder Parks zum relaxen. Diese sind sehr gepflegt und es werden sogar die Lampen geputzt. Auch die Straßen sind sehr sauber und die Verkehrspolizisten können unter einer pilzartigen Überdachung Schatten finden. Frauen werden auf der Straße nicht gerne fotografiert. Die jungen Männer umso lieber und sie sprechen uns an, ob wir nicht ein Foto von ihnen machen können. Es gibt viele Cafés und Restaurants, die oft Außenplätze unter Arkaden bieten. Neben Arabisch ist die Umgangssprache Französisch und wir bemühen uns, Vokabeln zu erinnern.
Der vor der Stadt gelegene mittelalterliche Friedhof Chellah wird von einer großen Mauer umgeben. Hier befand sich einst eine römische Kolonie und der Ort wurde im 13. Jahrhundert als Nekropole für die Mariniden-Dynastie genutzt. So finden sich heute in der archäologischen Stätte römische Grabsteine neben den Mauern einer Moschee und anderen islamischen Bauten. Auf dem Minarett thront Adebar und blickt über das große Gelände.
Rabat wird von seiner Schwesterstadt Salé nur durch den Fluss Bou-Regreg getrennt. Da es an der unteren Mündung keine Brücke gibt, werden die Menschen mit einem Fährdienst von einer Seite zur anderen gerudert. Der Bou-Regreg mündet hier in den Atlantik, über dessen Horizont sich langsam die Sonne senkt. Die Punkte auf dem Wasser sind keine Möwen, sondern Surfer, die auf die perfekte Welle warten. Beim Schlendern zur Unterkunft kommen wir am abendlich beleuchteten Parlament vorbei.
Am Morgen des fünften Tages starten wir mit einem Mietauto Richtung Meknès, der zweiten Königsstadt. Die Landschaft ist hier eher karg, Felder sind abgeerntet und werden nur noch umsäumt von Büschen mit Granatäpfeln und Oliven. Es wird schon recht hügelig und am Horizont zeigen sich die Ausläufer des Hohen Atlases. Auf der Straße begegnen uns immer mal wieder Gefährte, die mit einem PS unterwegs sind.