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Tschechien: Von der Böhmischen Schweiz nach Karlsbad

August 2020

Nachdem wir die Sächsische Schweiz erkundeten, fahren wir für eine Woche nach Tschechien, wo wir zunächst die Böhmische Schweiz besuchen.

Aus den Erfahrungen in Sachsen haben wir gelernt, dass wir nicht unbedingt zu den Hotspots fahren sollten. Daher fahren wir in Böhmen in einen Bereich, in dem uns nur ab und zu andere Wander*innen begegnen – und das ist doch sehr viel angenehmer. Auch hier gibt es sehr schöne Wandertouren und wir klettern über Stiegen und durch schmale Schluchten. Oben angekommen haben wir eindrucksvolle Ausblicke.

In Leitmeritz treffen wir wieder auf die Elbe. Hier übernachten wir auf einem Hotelboot und sind überrascht, wie zweckmäßig die Kabinen ausgestattet sind. Die Altstädte sind rausgeputzt und wie das Rathaus in Liberec präsentieren sich überall imposante Bauten von der Gotik bis zum Jugendstil. Zu jedem größeren Dorf scheint in Böhmen eine Burg zu gehören – von ehemaligen Königen, Herzögen und Rittern. Wir besuchen das Schloss Lemberg und die Burgruine Frydstein.

Über Liberec thront keine Burg, sondern der ausgezeichnete Fernsehturm Jested. Ausgezeichnet als wichtiges Kulturdenkmal Tschechiens und vorgeschlagen für das Welterbe. Er wurde von einem Expertengremium sogar zum wichtigsten tschechischen Bauwerk des 20. Jahrhunderts gekürt. Wir schaukeln mit der aus den 1930er Jahren stammenden Seilbahn zum Gipfel, besichtigen den Fernsehturm und haben von oben einen umfassenden Blick auf die Landschaft Nordböhmens.

Das Dorf Krystofovu Udoli (deutsch: Christofsgrundbeeindruckt uns mit seiner gemächlichen Atmosphäre. Hier scheint das Leben zur Ruhe zu kommen. Verzierte Holzhäuser und schmucke Gärten präsentieren Schönheit im Vorübergehen. Durch das Dorf fließt ein Wildbach und auf dem Friedhof neben der Holzkirche entdecken wir deutsche Gräber aus dem vorletzten Jahrhundert.

Südlich von Leitmeritz besichtigen wir das ehemalige Lager, Ghetto und KZ Theresienstadt. Die Stadt wurde ab 1780 als Festung und Garnisonsstadt erbaut. Ab 1941 wurden die Bewohner*innen aus der Stadt vertrieben und Theresienstadt diente zunächst als Sammel- und Durchgangslager, bevor es ein Konzentrationslager wurde. Die Gänge in den Befestigungsanlagen sind heute wie der jüdische Friedhof Gedenkorte. Es gibt sehr viele Ausstellungen und Gebäude in Theresienstadt zu besichtigen und in den acht Stunden, die wir dort sind, bekommen wir einen intensiven Eindruck. Ich werde hierüber demnächst in meinem Blog Stadterkundung.com berichten. Heute ist Theresienstadt (tschechisch: Terezin) neben dem Gedenkort wieder eine normal bewohnte Stadt. Aber kann man hier normal leben?

Die historische Altstadt von Most (deutsch: Brüx) wurde in den 1970er Jahren dem Kohleabbau geopfert und abgerissen und die Bewohner*innen wurden in die eintausend Meter entfernte neue Planstadt umgesiedelt. Das neue Stadtzentrum mit modernen Bauten macht heute einen eher traurigen Eindruck. Die repräsentativen Gebäude werden nicht gepflegt und beginnen zu verfallen. Und in den breiten Straßen einer in der 70er Jahren geplanten Stadt kann kaum Behaglichkeit aufkommen. Die Schlote der Industrieanlagen sind noch am lodern, aber nach einem Ende des Braunkohlebergbaus hat Most wahrscheinlich wenig Zukunft.

Zum Abschuss unserer Tour durch den Nordwesten Tschechiens besuchen wir noch das mondäne Karlsbad. Die Gebäude sind wirklich überwältigend und lassen eine Epoche alter Kuraufenthalte wach werden. Noch heute wandeln die Gäste mit ihren kleinen Gefäßen zu den Brunnen, aus denen das heiße Heilwasser tröpfelt, und nehmen ihren Morgen-, Mittags- oder Abendtrunk. 
 
Was uns in ganz Tschechien auffiel und besonders hier im gut besuchten Karlsbad deutlich wird: Corona scheint kein Thema. Wir sehen Niemanden mit einer Maske und auch in Geschäften, Restaurants oder beim Frühstücksbuffet ist Abstand halten nicht angesagt. Nun ja…
 
Insgesamt hat uns Tschechien mit seinen charmanten Mittelgebirgen und den rausgeputzten Städten und Dörfern sehr gefallen und wir denken schon an eine nächste Tour, auf der wir den Süden erkunden wollen.
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