Oktober 2019
Wir haben gelesen, dass South Carolina zu den ärmsten Staaten der USA gehört – neben Mississippi und West Virginia. Doch die historischen Innenstädte der Orte, die wir zuerst besuchen – Florence (links) und Bennettsville – sind aufwendig renoviert und es stehen kaum Läden leer. Hier haben sie es geschafft, die alten Zentren zu reaktivieren.
Hier in South Carolina gibt es viel weniger Landwirtschaft als im Norden – zumindest sehen wir kaum bewirtschaftete Ackerflächen. Die Straßen führen durch Wälder und wir sehen entsprechend ein Sägewerk. Als wir durch einen Wald spazieren wollen, stellen wir schnell fest, dass er voller Moskitos ist, die eine Wanderung unmöglich machen. Die Wälder sind immer wieder durch Sumpfgebiete unterbrochen und diese bilden mit der Wärme – es sind noch immer 26° – das ideale Klima für die kleinen stechenden Fieslinge.
Die Küste ist durch weit ins Landesinnere führende Buchten geprägt, die von langen Brücken überspannt werden. Zwischen den Brücken cruisen die Motorboote und die Segler warten auf mehr Wind. Am Rand der Brücken treffen sich Angler, um ihre Ruten zu präsentieren und ab und zu auch ins Wasser zu werfen.
An der Küste fahren wir nach Charleston, die Stadt, die für einen Tanz berühmt wurde und die Stadt, die ein Zentrum des Sklavenhandels war – hier liefen die Schiffe aus Afrika ein. Die Straßen sind von schmucken und meist gut renovierten Antebellum Häusern umsäumt. Es gibt Stimmen, die dafür sind, diese Architektur nicht zu bewahren, da es „verschwenderische Häuser sind, die aus Vermögen gebaut wurden, das durch Sklaverei, Unterdrückung und Grausamkeit entstanden ist“ und die Antebellum Häuser „der Erinnerung an die amerikanische Sklaverei dienen“ (Wikipedia).
Die Hauptstraße von Charleston ist gut besucht. Hier laufen auch die Amerikaner*innen mal zu Fuß und schlendern durch die Geschäfte, die in schönen historischen Häusern untergebracht sind. Aber es sind kaum noch regionale Läden, sondern wie überall internationale Ketten. Im traditionellen Kaufhaus Kress residiert heute H&M. Am Abend ist es durchaus üblich, dass die Menschen vor Restaurants auf einen Platz warten. Manchmal kommt es dabei zu größeren Menschenansammlungen und es ist dabei sehr nützlich, dass in den USA von allen darauf geachtet wird, wer als Nächstes dran ist. Wir entschieden uns dann doch für einen Laden ohne waiting line.
Ein Phänomen in den USA sind die Oktoberfest-Veranstaltungen. Die Menschen tragen (zumindest einige) entsprechende Outfits und essen Würstchen mit Sauerkraut, trinken Bier und lauschen der Blaskapelle. Es war natürlich interessant, dass wir als deutsche Besucher dort waren, aber diejenigen, die uns angesprochen haben, waren weniger an uns interessiert als vielmehr daran, ihre eigenen Bezüge zu Deutschland zu erzählen: eine Großmutter, eine Reise oder die Liebe zur deutschen Sprache, die eine Frau dazu veranlasste, ihren Hund Schatzi zu nennen.
Zum Ende unserer Reise besuchten wir Columbia, die Hauptstadt von South Carolina und das dortige Capitol. Es gefiel uns viel besser als das in North Carolina. Wir konnten die Sitzungssäle des Senats und des Repräsentantenhauses besichtigen und waren sehr angetan von den Räumen und der Ausstattung. Bei allen Vorbehalten gegenüber der aktuellen amerikanischen Politik muss man doch feststellen, dass die USA eine funktionierende Demokratie ist und wir hoffen, dass sich hier durch die nächste Wahl wieder einiges in eine andere Richtung bewegen wird.