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Palermo: il primo

Oktober 2021

Zwischen dem Mittelmeer und einem die Stadt umrundenden Gebirge präsentiert sich Palermo im Conca d’Oro, einem goldenen Becken. Eine Stadt mit wechselvoller, interessanter Geschichte. Gegründet wurde die antike Stadt im 8 Jahrhundert v. Chr. von den Phöniziern um dann immer wieder umkämpft zu sein von den Griechen und Römern sowie von den nordafrikanischen Vandalen. Im Mittelalter wurde Palermo unter islamischer Herrschaft zur Hauptstadt der Emire von Sizilien um dann von den Normannen übernommen zu werden. Es folgten Spanier, Franzosen und Österreicher, bevor Sizilien Teil des Königreichs Italien wurde und sich bis Ende des 20. Jahrhunderts fest in der Hand der Mafia, der Cosa Nostra befand.

Die wechselvolle Geschichte zeigt sich in mehreren Aus- und Umbauten der Kathedrale von Palermo. Zu sehen sind romanische und gotische Elemente, die mit einem arabisch-normannischem Stil und islamischen Elementen korrespondieren. Ein imposanter und recht hübscher Kirchenbau – zumindest von außen. Im Inneren wurden die verschiedenen Stile leider barock überbaut. Im Kirchenbau befindet sich auch das Grab des Staufers Friedrich II., im 13. Jahrhundert Kaiser des deutsch-römischen Reiches und König von Sizilien.

Wir wohnen in einem schönen Appartement in der Altstadt und schlendern viel durch die schmalen Gassen. Da sie sich doch ähnlich sehen und nicht immer gradlinig verlaufen, ist es manchmal nicht so einfach, den Standort zu lokalisieren. Bevor wir dann doch mal Google-Maps aktivieren, lassen wir uns treiben und landen in der einen oder anderen Pasticceria, genießen Kaffeevariationen mit Cannolo oder Mandorlini.

Oder wir landen auf einem der Märkte, die sich in den Gassen immer mal wieder auftun. Ein vielfältiges Angebot an Obst und Gemüse und auch an Ständen mit Tapas, Reisbällchen und anderen Leckereien. Hier hat sich Parlermo eine arabische Tradition bewahrt, da die Märkte eher denen in Marokko oder Algerien ähneln als italienischen Märkten.

Obwohl Parlermo am Meer liegt, ist das Wasser nicht wirklich präsent. Im Hafen liegen die großen Fähren nach Neapel, Sardinien oder Tunis. Der Jachthafen ist derart überfüllt mit Segelbooten, dass gesagt wird, dass wohl jeder*r Einwohner*in über ein Boot verfügen muss. Nur ab und zu sehen wir Fischerboote, die aber stillgelegt scheinen. Um im Meer zu baden, fahren die Menschen in den Nachbarort Mondello.

Bei Einheimischen und Touristen beliebt sind die zu Fußgängerzonen umfunktionierten Straßen Maqueda und Vittorio Emuanuelle. Die Straßen kreuzen sich am Quattro Canti, ein Platz, der von vier ähnlichen Gebäuden umgeben ist: einem königlichen Palast, einem Pfandhaus, einem Kastell und einem Gerichtsgebäude. Mit kleinen Brunnen sind sie jeweils einer Jahreszeit und einem sizilianischen König zugeordnet: Karl V und den Phillipps II, III und IV. Ein Treffpunkt, wenn man sich in der Altstadt verabredet.

Am Abend sind die beiden Straßen stets bevölkert. Als Eventmeile reiht sich ein Restaurant neben dem anderen. Dazwischen gibt es Cafés, Eisläden und fliegende Händler, die zum Glück zurückhaltend sind. Immer mal wieder qualmen kleine Töpfe, in denen Maronen geröstet werden. Selbst wenn man nichts konsumiert, ist es angesagt, die Meile auf und ab zu schlendern – fare un giro.

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