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Maryland: von Frederick über Delaware zum Atlantik

Mai 2018

Die kleine Stadt Frederick ist mit nur 65.000 Einwohner:innen bereits die zweitgrößte Stadt Marylands. Mit vielen kleinen, schönen Wohnhäusern ist die Stadt äußerst anmutig. Bei der oben abgebildeten Häuserreihe entstand der Eindruck, dass die Menschen ihre Autos heute so vor den Häusern parken, wie sie früher ihre Pferde davor festgebunden haben.

In der Innenstadt gibt es eine alte, schön renovierte amerikanische Stadtbebauung. In einem Cafe waren fast alle Tische (mit je vier Plätzen) von jeweils einem Studenten besetzt, die hier ewig bei einem Kaffee sitzen und ihre Hausarbeiten o.a. schreiben. Ich frage mich immer, wie die Cafés damit finanziell überleben können…? Von der Atmosphäre ist es allerdings ganz angenehm.

Baltimore ist mit etwas über 600.000 Einwohner:innen die größte Stadt Marylands. In unserem Reiseführer heißt es, dass Baltimore ein hässliches Entlein war, dass sich zum Schwan entpuppt hat. Wir hatten eher das Gefühl, dass es noch dabei ist, sich zu entpuppen… Und die wenige alte und recht schöne Bebauung mit spiegelnden Glasfassaden zu umgeben, ist vielleicht auch nicht der Weisheit letzter Schluss? Wie in Washington stehen auch hier eher triste Gebäude aus den 70/80er Jahren und es fehlen wirklich spannende Gebäude.

Im Gegensatz zu Washington hatten wir hier den Eindruck, dass die weiße und schwarze Bevölkerung nicht so voneinander separiert ist. Vielleicht ist Baltimore auch eher eine Arbeiterstadt und die Menschen sind solidarischer miteinander – unabhängig von Hautfarbe oder Herkunft.

Die Haustadt von Maryland heißt Annapolis und ist mit 38.000 Einwohner:innen recht überschaubar. Die Stadt ist sehr hübsch und ein Touristenmagnet. Der hölzerne Turm des Capitols beherrscht die Innenstadt.

Wie in allen Hauptstädten der USA kann man auch hier das Capitol besichtigen. Die beiden Kammern des Senats und des Repräsentantenhauses sind für Besucher:innen geöffnet. Hier zeigt sich ein grundsätzliches Verständnis einer demokratischen Gesellschaftsordnung, in der die Orte, in denen die gewählten Vertreter:innen agieren, immer allen zugänglich sind. Bei Sitzungen kann man auf der Tribüne Platz nehmen.

Beim Fahren über Land sehen wir viele kleine und größere, weiß lackierte Holzhäuser. Sie stehen an den Highways und sind von einer großen, immer frisch gemähten Rasenfläche umgeben. Es gibt keine Zäune und in den Rasenflächen keine Blumenbeete oder andere gestaltende Elemente. Insofern haben die Häuser etwas von Musterhäusern, die sich hier präsentieren. Wahrscheinlich würden wir unser Häuschen, wenn wir die Wahl haben, nicht direkt an eine Bundestraße bauen, aber bei den Amerikanern scheint die schnelle Anbindung an die Autostraße Vorrang zu haben.

Von Maryland aus machen wir noch einen kurzen Abstecher in das kleine Bundesland Delaware. Die Größe der Bevölkerung ist in der Hauptstadt Dover etwa so groß wie in Annapolis. An dem Samstag, an dem wir dort sind, gibt es gerade ein großes Stadtfest – auch hier überthront vom hölzernen Turm des Capitols. Das Stadtfest ist wahrscheinlich die Ursache, dass wir für unser Hotelzimmer einen absolut überhöhten Preis zahlen müssen. Angebot und Nachfrage…

Ein Stand auf dem Stadtfest wirbt mit einer Sorte Pampers und bietet den Eltern gleich an, ihre Kleinkinder hier vor Ort zu wickeln. Dies ist echter amerikanischer Pragmatismus gepaart mit dem Vorsatz, für Produkte zu werben. Hat schon mal jemand auf einem deutschen Stadtfest eine öffentliche Wickelstelle gesehen? In Zelten verkaufen mehr oder weniger Alternative ihre selbst hergestellten Produkte.

Von Dover aus ging unsere Fahrt an die Atlantikküste. Während es vorgestern in Baltimore noch 32° warm war, ist das Thermometer heute um 10° gefallen und am endlosen Sandstrand ist so gut wie nichts los. Die Küste von Delaware, Maryland und Virginia zieht bei gutem Wetter viele Gäste an. Der Ort Ocean City, in dem etwa 7.000 Einwohner:innen leben, soll im Sommer auf 150.000 anwachsen. Um diese Anzahl zu bewältigen, ist der Strand von Hotelburgen umgeben.

Als wir am Abend Richtung Virginia fahren, sehen wir noch drei Billboards außerhalb von Snowhill, Maryland und denken an den Film Three Billboards Outside Ebbing, Missouri.

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