Wohnstadt Carl Legien

Als Leiter des Entwurfsbüros der GEHAG entwarf Franz Hillinger 1925 Pläne für eine Siedlung im östlichen Prenzlauer Berg. In Zusammenarbeit mit dem Architekten Bruno Taut realisierte er diese Siedlung 1929/30. Sie bauten sechs u-förmige Wohnblöcke, nannten es eine Wohnstadt und gaben ihr den Namen des Gewerkschaftsführers Carl Legien. Neben fünf weiteren Siedlungen der Berliner Moderne wurde die Wohnstadt Carl Legien 2008 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Neues Bauen in Anlehnung an die Lehren des Bauhauses.

Die Siedlung besteht hauptsächlich aus Zweiraumwohnungen und war daher weniger für Familien konzipiert. Jede Wohnung hat einen Balkon zum gemeinschaftlich nutzbaren Gartenhof. Die individuelle farbliche Gestaltung unterscheidet die einzelnen Blöcke – rot, blau, grün. Die Wohnstadt Carl Legien bot in der Weimarer Republik eine bisher unbekannte Wohnqualität für die Arbeiterschicht. Sie wurde ein Vorbild für den sozialen Wohnungsbau, welcher den Maßstäben dieser Siedlung allerdings selten gerecht werden konnte.

Ein besonderes Augenmerk legte der Architekt Bruno Taut auf die farbliche Gestaltung. Er vertrat den Ansatz, dass Farbe Lebensfreude ausdrückt und sie entsprechend wirkt. Die originale Farbgestaltung wurde bei der Renovierung der Gebäude ab 1990 wiederhergestellt.

Die Siedlung wird zur Wohnstadt, da sie neben Wohnungen Ladengeschäfte, eine Wäscherei mit Kinderbetreuung und ein Café bietet.
Während Bruno Taut mehrere ausgezeichnete Siedlungen entwarf, war die Wohnstadt Carl Legien für Franz Hillinger das bedeutendste Projekt. Beide Architekten mussten nach Fertigstellung der Gebäude vor dem Faschismus aus Deutschland fliehen. In der Türkei lehrten sie später Architektur an der Akademie der Künste in Istanbul.